Hamburger Morgenpost Online vom 11.11.96

Hamburger Behörde pocht auf Einhaltung der Schulpflicht

Verbissener Kampf um 16 Scientologen-Kinder

Die Schulbehörde liegt im Clinch mit Hamburger Eltern von 16 Kindern, die im süddänischen Bjerndrup in einem Internat der Scientology-Sekte leben. "Nach dem Schulgesetz müssen die Kinder ihre Schulpflicht hier erfüllen", betont Willi Rickert, Rechtsexperte der Behörde. Ausnahmen seien nur bei regulären, anerkannten Schulen außerhalb der Hansestadt möglich. Die "Visgard Friskole" der Sekte gehöre nicht dazu.

Die Eltern sehen das anders, haben mittlerweile einen Anwalt eingeschaltet, der sie im Kampf gegen die Schulbehörde vertritt. Dumm für die Hamburger Beamten: Sie können das Scientologen-Internat nicht selbst unter die Lupe nehmen. Rikkert: "Wir haben uns deshalb an das Unterrichtsministerium in Kopenhagen mit Bitte um eine Stellungnahme gewandt." Er hofft, daß die "eindeutig" ausfällt, damit seine Behörde eine Handhabe gegen die halsstarrigen Eltern bekommt.

Nach Informationen der MORGENPOST wird sein Wunsch wohl in Erfüllung gehen. Das dänische Ministerium hat bereits in der Vergangenheit erklärt, daß es sich beim Internat der Sekte nicht um eine reguläre Schule handele. Die Anerkennung als "Privatschule" wurde versagt.

Weigern sich die Eltern weiter, ihre Kinder an Hamburger Schulen anzumelden, drohen ihnen Bußgelder bis zu 3000 Mark und Strafverfahren. Gesetzlich vorgesehen sind bis zu sechs Monaten Haft. Rickert betont, daß es der Behörde nicht um einen Kleinkrieg gegen die Sekte gehe, sondern darum, "daß Kinder ihre Schulpflicht erfüllen - egal ob es Sprößlinge von Scientologen sind oder nicht".

Jens Bergmann


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