Berliner Morgenpost of 18 September 1997
Reportage über Scientology-OpferRecherche verlief wie ein Krimi ZDF 23.00 Im Dezember 1995 kam im amerikanischen Clearwater die Scientologin Lisa McPherson ums Leben. Sie war bereits tot, als man sie in ein Krankenhaus gebracht hatte. Die Sekte soll schuld am Ableben des jungen Mitgliedes sein, das Ausstiegspläne hatte. Für die ZDF-Dokumentation "Im Fadenkreuz von Scientology - Wie der Psychokonzern seine Gegner verfolgt" reist Franz Tartarotti mit seinem Filmteam in die USA. Er berichtet über den mysteriösen Tod Lisas und mußte am eigenen Leibe erfahren, wie die weltweit agierende Sekte mit Kritikern umgeht. Dem engagierten Journalisten Tartarotti - er vermittelte im Fall der Entführung der Kronzucker-Kinder die Freilassung - war schon vor der Abreise bewußt, daß Scientology nicht zimperlich mit der Presse umgeht. Doch mit solchen Schwierigkeiten hatte niemand gerechnet. Keine Minute habe man die Fernsehleute aus den Augen gelassen, Detektive verfolgten und attackierten verbal das Team. "Man wird ständig unglaublich dreist belästigt. Das geht einem nicht aus dem Kopf. Es zermürbt oder führt zu Aggressionen", erklärt der Journalist, der sich nicht zum erstenmal mit Sekten beschäftigte. Viele Filme hat er über Baghwan gedreht, und privat betreut er Opfer der umstrittenen Glaubensgemeinschaften. Die Reportage schildert, was mit Lisa McPherson geschah. "Sie haben sie sterben lassen." Diesen Vorwurf erhebt Clearwaters Bürgermeisterin Rita Garvey. Und der Anwalt der Tante der toten Aussteigerin konkretisiert im Film: "Die Scientologen beobachteten sie im Koma für zwei oder drei Tage. Kein Essen, kein Wasser. Sie saßen da und beobachteten sie, wie sie starb. Das ist kriminell, das ist Mord." In der zweiten Hälfte der Dokumentation schlüsselt der Autor auf, wie die Scientology-Kirche ihren Gegner, eine gemeinnützige Sektenberatung mit 19 Niederlassungen in Amerika, durch geschickte Klagen in den Bankrott getrieben hat und inzwischen selbst betreibt. "Die Prozeßmaschinerie der Sekte ist einmalig in der westlichen Welt.". D.S. ©Berliner Morgenpost 1997 Background courtesy of Windy's Web Design |